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Kompetenzdesorientierung

Neulich beim pädagogischen Tag an der Schule, der unter dem Motto „Unterrichtsentwicklung“ stand und sich schwer mit Kompetenzen und Bildungsstandards befasste, lauschte ich mit meinem Kollegium einem nicht schlechten, wenngleich auch nicht guten, Vortrag über Kompetenzorientierung. So richtig neu war mir aus alledem nichts, lustig fand ich nur, wie der Herr vom IQ Hessen es geschafft hat, elegant zu verschleiern, dass Hessen mal wieder einen Sonderweg bundesweit zu nehmen versucht, indem andere Kompetenzbegriffe als die bundesweiten Termini benutzt werden sollen – zumindest in Geographie ist das geplant. Dumm ist, dass es dabei nicht nur um Begriffe sondern auch um Inhalte geht und die geographieeigene Kompetenz „Räumliche Orientierung“ nicht weiter auftaucht, was dem ohnehin schon wenig angesehenen Fach weiter die Bedeutung streitig macht. Jedenfalls ersparte ich mir, dem IQ-Mann und dem Kollegium diese und andere Kritik nach Beendigung seines Vortrags, um anderen das fragende Wort zu überlassen. Und so stand auch gleich ein Kollege mit einer wichtigen Frage auf, bevor er die jedoch stellte, wollte er sich absichern und bat den IQ-Mann, kompetenzorientiert eben noch mal schnell Folie 10 der PowerPointPräsentation aufzurufen. Was dann passierte, war spektakulär: Ohne zu übertreiben, es dauerte etwa vier Minuten, bis es dem Vortragenden gelang, die gewünschte Folie aufzurufen. Mit Spannung verfolgten wir die kläglichen Mausgesten auf den beiden Leinwänden und jedesmal, wenn der Zeiger deutlich Folie 10 verfehlte oder einen Rechts- statt Linksklick vollzog, ging ein mitleidiges Raunen durch den Raum. Ganz großes Tennis. Nachdem IQ-Man es dann unter anweisender Hilfe des stellvertretenden Schulleiters geschafft hatte, die Folie im Programm auf der Bearbeitungsebene sichtbar zu machen, ahnte ich das nächste Unheil kommen: Er startete die Bildschirmpräsentation und schwupps waren wir wieder auf der ersten Folie… Irgendwann waren dann die besagten vier Minuten um und Folie 10 präsentationsbereit. Was der Kollege diesbezüglich überhaupt fragen wollte, hab ich dann vergessen, aber das kompetendesorientierte Spektakel rund um PowerPoint wird wohl noch ne Weile in meinem Gedächtnis bleiben. Macht das IQ ja auch nur sympathisch.

PS: Lehrer sind wie Schüler, wird mir immer wieder in solchen Situationen, wenn alle im „Klassenverband“ auf einem Haufen sitzen und Tuscheln, Mathearbeiten korrigieren oder sich über Kollegen austauschen immer wieder bewusst. Zu dieser Erkenntnis braucht es nicht Freires Pädagogik der Unterdrückten und den dort geprägten Begriff des Schüler-Lehrers bzw. Lehrer-Schülers.