Zum Inhalt springen →

druckschrift.net Beiträge

Bibliothekswetter

Zum Korrigieren bin ich jetzt seit Langem mal wieder in die UB. Und was passiert? – Zack, hab ich mich zum Kaffeetrinken unten getroffen. Das Wetter lädt aber auch wieder zum Prokrastinieren ein, Junge. (Alter, sind die Leute hier klein geworden. Und die Gesprächsthemen meiner Holzbanknachbarn auch.)20151012_001

Cagebirds

Gestern bin ich im Keller Theatre gewesen, um mir das Stück The Cagebirds anzusehen. Die Darstellerinnen haben es überzeugend hinbekommen, ich kam mir vor, als beobachte ich einen menschlichen Vogelkäfig. Nicht nur mir hat es gefallen. Gut fand ich auch die Idee von Sascha, als Eröffnungslied Boys Are Back in Town umzudichten und mit der Gitarre Birds Are Back in Cage zu singen. Auch die Lieder, die er und seine beiden anderen Musikkollegen im Anschluss gespielt haben, waren hörenswert, unter anderem The Lovecats. Disarm hatte ich auch ewig nicht gehört. Es gibt nächstes Wochenende noch zwei Aufführungen.

PS: Besonders zu erwähnen ist natürlich der Acting Specialist des Stücks, auch wenn er gestern nicht da war.

Fremdbildnis

Ich habe in der letzten Zeit immer mal wieder darüber nachdenken müssen, wie (sehr) man sich im Netz und auch jenseits davon darstellt – womöglich auch, ohne dies bewusst oder mit einem eitlen Ziel zu tun. Ich habe den vorläufigen Schluss gezogen, dass es entscheidender ist, wie man als Gegenüber mit der Selbstdarstellung eines anderen Menschen umgeht: Du sollst dir kein Bildnis machen:

Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedes mal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir anzunehmen versucht sind – nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch fertig für uns. Er muss es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft auf, weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfassbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, dass unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei.

Oder in eigenen Gedanken gesagt, sollte man sich vielleicht kein fixes Bild vom anderen machen, damit man noch überrascht werden kann – gerade im Angesicht dessen Selbstdarstellung. (Achtung, Binsenweisheit: Ein Reisender ist mehr als seine Reise, ein Prediger mehr als seine Rede und ein Bettler mehr, als das, worum er bittet.)

Crowdfunding: Massenegoismus

So langsam wird es mal Zeit, hier über diverse Crowdfundingprojekte zu berichten, die ich in der letzten Zeit unterstützt habe. Zunächst wäre da natürlich das Telefon, mit dem ich diesen und die letzten Beiträge erstellt habe. Nach beinahe zwei Jahren Nutzung muss ich mittlerweile sagen, dass ich das Betriebssystem ziemlich gut finde und es gerne täglich nutze. Meiner Meinung nach ist die Bedienung der anderen Smartphones überlegen – wenngleich man aufpassen sollte, keinen Swipedaumen zu bekommen.

20150822_025Am Freitag kam dann meine Uhr, die eigentlich bereits im März verschickt werden sollte. Da gab es schon viel Rumgeheule in der entsprechenden Community. Dass das Design gelungen ist, bestätigte mir gestern in der Berghain-Schlange eine ganz sympathische Hipsterella. Die war zwar nicht davon beeindruckt, dass die Uhr auch blinken kann, aber die Tatsache, dass sie mit ihrem Hipster-Begleiter reingelassen wurde, der wiederum für seinen Norwegentrip – „Ich will da so durch die Fjorde wandern und wenn es regnet, will ich gut aussehen!“ – eine ganz spezielle gelbe Regenjacke online suchte, einen Friesennerz, wie sich herausstellte, bestätigte meiner Uhr einen gewissen Stylefaktor. Nevo bewirbt sie als erste analoge Smartwatch. Es gibt derzeit wohl noch viele Probleme mit der App. Die kann ich aber eh nicht ausprobieren, da mein Supertelefon Android nur bis Version 4.1 emulieren kann. Also bleibt mir erstmal nur der Stylefaktor.

Vermutlich im September kommt übrigens das passende Tablet zum Telefon. Viel spannender als die Hardware wird da jedoch sein, wie sich die Änderungen in SailfishOS 2.0 so machen werden. Das soll dann auch mit etwas Verzögerung aufs Telefon kommen, daher nicht irrelevant.

Gespannt bin ich auch auf den Coffee-Grinder, der mit seinem Mahlwerk speziell für Espressomehl gut geeignet sein soll. Der Vorteil ist, dass er nicht elektrisch ist. Das erhöht neben dem Style- auch den Gutmenschenfaktor meiner Küche.

Schade finde ich, dass das Projekt AguaClara, welches ich als Weihnachtsgeschenk für jemanden finanziert hatte, seinen Zielbetrag damals nicht im Ansatz erreichen konnte. Vielleicht lag es an einer mangelhaften Kampagnendurchführung – denn das sollte klar sein, dass Crowdfunding meist eine ganz spezielle Form von Werbung für ein Produkt ist. Nevo schreibt dazu, wie man das am geschicktesten machen sollte. Irgendwie ziemlich entlarvend. Ich glaube aber eher, dass Crowdfunding grundsätzlich funktioniert, wenn es dem Einzelnen etwas konkret bringt. Insofern kann man von Massenegoismus sprechen.

Der größte Vorteil für mich ist das zeitversetzte Konsumieren. So kann ich Geld ausgeben und irgendwann kommt ein tolles neues Spielzeug, über das ich mich freuen kann. Das ist dann quasi wie ein Geschenk, da ich das Bezahlen schon wieder vergessen habe. Toll, was?

Weltoffen provinziell

Am Freitag war ich in Berlin auf einem Umtrunk. Der Anlass war der Abschied von Bekannten eines Freundes, die nach Peking gehen – oder auch Beijing, wie man das als weltoffener Mensch wohl eher formulieren sollte. Weltoffen war dann auch das Stichwort für die Gespräche an dem Abend. Die Leute waren so weltoffen, dass ich mir richtig schäbig vorkam, dass ich nicht von meinen zwei Jahren in Chile, dem Auslandssemester in den Staaten oder meiner Zeit in Israel berichten konnte. (Aber ich konnte gelegentlich darauf hinweisen: Asien ist total überlaufen.) Auch beim Austausch der Visitenkarten konnte ich nur zusehen. Das Essen war dabei richtig gut, wenn auch weltoffen, tendenziell mittelasiatisch, würde ich sagen. Hat die Gastgeberin bestimmt viel Arbeit reingesteckt. Lustig war, dass die Nachbarin der Gastgeber aus Dillenburg stammt. So war dann doch wieder ein Stück Provinz vor Ort. Schade war, dass viele der Weltenbürger schon vor 23h gegangen sind und ich mich gefragt habe, ob das alles nur Bekannte der Gastgeber waren oder auch der ein oder andere wirkliche Freund dabei war. Vielleicht gehört ein gewisses Maß an Oberflächlichkeit zur Weltoffenheit dazu, wer weiß. Selbstdarstellung war jedenfalls ihr heimlicher, wenngleich wohl auch ungewollter Begleiter an diesem Abend.

PS: 17 things that change forever when you live abroad erklärt womöglich manchem Daheimgebliebenen die fehlende Perspektive – wenngleich ich mir trotzdem das Recht herausnehme nicht allem zuzustimmen. Vielleicht muss jeder die Form des Sehnsuchtstillens finden, die zu ihm passt.

Börghain

Right now I’m standing in the line to the Underground-Club Berghain. It’s like, you know, awesome! One hour ago, there was no line, so we went to the Kptn to spent there time with a Club Mate. The beer at the Ostbahnhof is much more cheaper. So right now, the line is, you know, …

Ps: Na toll, jetzt hab ich Hausverbot im Berghain. Wenn wir nochmal kommen, ruft er die Polizei.

Earthling aka Fehlerbild 4

20150822_004Bin heute auf eine Demonstration der Earthlings geraten. Am Anfang wars recht lahm, aber dann ging die Leistungskurve steil nach oben. Schließlich versuchte auch ein JGA sein Glück in der Chilloutzone. Wer waren jetzt die Gutmenschen?

Dusch-Outfit

Heute bin ich in Baumwolljogginghose – weil ichs bequem haben wollte -, zerlumptem Streichpullover – weil es kälter als erwartet war – und Flipflops – weil ich gestern Veddinge auf meinen großen Zeh fallen ließ – nach Polheim gefahren, um schwimmen zu gehen. Im Eingangsbereich war ein Monteur am Kassenautomaten zugange, rechts davon saß eine Dame, die die Besucher manuell abkassierte. Als ich ihr die 4,20€ Eintritt geben wollte, sprach sie mich an: „Oder wollen Sie nur duschen?“ Ich war etwas überfordert und brauchte ein wenig, um zu begreifen, dass ich extrem schäbig gekleidet war und das der Anlass für ihre Frage war. Sie erklärte mir, dass neulich jemand nur zum Duschen ins Schwimmbad gekommen sei, da müsse man ja nicht den vollen Eintrittspreis verlangen. Also eigentlich eine sehr gut gemeinte Nachfrage. Ich wollte ihr dann erklären, warum ich bei dem Wetter in Flipflops&Co unterwegs war, aber sie unterbrach mich mit: „Sie brauchen sich nicht rechtfertigen.“ Irgendwie habe ich mich mit diesem Satz noch heruntergekommener gefühlt.

Ich bin dann etwa anderthalb Stunden schwimmen gewesen. Beim Verlassen des Schwimmbads saß eine andere Dame vor Ort, die sich dann wiederum ihre eigenen Gedanken zu meinem Outfit hatte machen können.

Studentenwerk

studentenwerksolidaritaet

 

 

 

 

 

Heute war ich laut einem Gespräch mit einem Studenten wohl auf der diesjährigen Nachttanzdemo. Am Anfang war es ein bisschen mau, aber dann ging die Stimmungskurve steil nach oben, sagte er. War auch immerhin schwierig, den gefühlten Rekord von 2013 zu knacken. Wahrscheinlich meinte er aber 2012. Mich würde auch mal interessieren, wie viele der Teilnehmer beim Aus(l/s)aufen im Seltersweg wussten, worum es inhaltlich bei der Demonstration eigentlich genau ging. Machte jedenfalls auf Außenstehende keinen anderen Eindruck als eine Ulenspiegelmasse. Ziemlich viel Studentenwerk jedenfalls unterwegs heut Abend.

Be Yourself

Ist zwar eine Binsenweisheit, worum es in dem Song von Audioslave geht, aber mir gefällt der Text trotzdem sehr gut. Musikalisch gefällt mir die Unplugged-Version aber deutlich besser als das Original.

Refused Are Fuckin Dead

Gestern habe ich mit einem alten Freund den neuen Garten eingeweiht. Zur Saftschorle hörten wir gute Musik, unter anderem das neue Refused-Album. Die Gruppe hatte ich mit „The Shape of Punk to Come“ Ende der 90er – also gerade noch zu Schulzeiten – entdeckt. Am besten gefiel mir damals auf dem Album „Refused Are Fuckin Dead“, Track 9 für die Albumdurchhörer unter uns. Im Vergleich zum älteren Album „Songs to Fan the Flames of Discontent“ mit „Slayer“ war das „The Shape of Punk to Come“ schon deutlich melodischer und experimenteller, auch was den Einfluss elektronischer Stilmittel anging. Mir hatte es damals so gut gefallen, dass ich kaum den Nachfolger erwarten konnte. Blöd nur, dass sich die schwedische Band damals kurz nach Veröffentlichung aufgelöst hatte. Auch blöd, dass ich – damals ohne Netzzugang (auch noch kein 56k-Modem) – nur die Music-Box in Dillenburg als einzige Informationsquelle benutzen konnte / benutzte. Ich ging etwa ein Jahr nach „The Shape of Punk to Come“ hin und fragte, ob es mittlerweile was Neues von Refused gäbe. Der Kerl am Röhrenbildschirm schaute nach und verneinte es schließlich. Als ich dann ein halbes Jahr später mit dem gleichen Anliegen noch einmal dort aufkreuzte, bekam ich die Antwort: „Im System steht noch nix, aber da müsste bald was kommen, da hat so n Kerl neulich schon mal nachgefragt!“ Ich ging, behielt das Missverständnis für mich und erfuhr wenig später von dem Ende von Refused. Tja, und jetzt gibts doch tatsächlich ein neues Album: „Freedom“ ist in gewisser Weise melodischer und experimenteller und somit eine konsequente Weiterentwicklung. Hardcorerockabilly, würd ich das mal definieren. Das Warten hat sich gelohnt und wenn ich erst mal den Plattenspieler angeschlossen hab, brauch ichs nicht mehr per Handy/mp3 zu hören und füge mich dann eher der Songreihenfolge, wie es Albumdurchhörer ja eigentlich auch tun sollten….

Ornithologe?

20150724_003

 

 

 

 

 

 

 

Ok, nach dem Fehlerbild gibt es nun ein Suchbild: Findet den Vogel! Wenn mir dann noch jemand verraten kann, welcher Fink sich da in meinem Schlafzimmer verirrt hatte oder mir erklärt, wieso der Fink ein Spatz ist, gibt’s Extraapplaus. Dem Vogel ist übrigens wohler ergangen als jenem, der sich todesmutig in das vordere Laufrad einer Bekannten stürzte. Das war wohl übrigens eine Amsel, wie mir erzählt wurde.

Brot

IMGP0680

 

 

 

 

 

 

 

Ps: Das neue Album von Kraftstolz heißt glaube VOLLKORNSCHNITTE, weiß aber nicht, wann es released wird.

Pps: Lars Ruppels Brot-Lyrik kennt ihr sicherlich schon.

 

Anzugträger

Gestern hatte ich die grandiose Idee, nach etwa 2-3 Stunden Radfahren, beim Abschlussabend der Schule im Anzug auszuschwitzen. Ausgangspunkt war das Pauseneis im Kloster Arnsburg, das energietechnisch eh fragwürdig dazu führte, dass ich erst um 17.20h in der Wohnung ankam, um 18.00h sollte ich schließlich in Atzbach sein. Nicht unmöglich. 18.05h war es dann, als ich lässig, als würde ich jeden Tag den Anzug tragen, mit dem Jackett in der Ellbeuge und der Kamera in der Hand an der Mensa der Schule vorbeiging mit festem Blick auf die Turnhalle, in der Abschlussfeier vermutlich schon begonnen hatte. In der Mensa jedoch räumten zwei wichtige Lehrer hektisch Stühle beieinander, ich versuchte das zu ignorieren, wurde allerdings von der Stundenplanfrau doch noch entdeckt und so kam es, dass ich mit vier Stühlen in der Hand und Kamera und Jackett auf dem Stuhlstapel etwas weniger lässig zur Turnhall ächzte. Der 9.-Klässler vor mir bekam das deutlich entspannter hin, er erinnerte mich an den Jugendlichen, der mich (Rennrad, Radlerkluft, Straße) vorhin mit seinem Billighardtail auf dem Bürgersteig überholt hatte. „Ich mach ja auf Ausdauer!“, hatte ich mich in dem Moment beruhigt, um den Jugendlichen keine Kraftausdrücke an den Kopf zu werfen, um meine Niederlage sinnvoll zu kompensieren. Während ich mich daran erinnerte, war der 9.-Klässler schon in der Turnhalle verschwunden und damit auch meine Chance, irgendwas irgendwie zu kompensieren. Ich trug die Stühle rein, suchte mir einen geeigneten Platz zum Fotografieren, stehend an der Seitenwand – und begann langsam aber stetig zu schwitzen. Die Klimasituation in der vollen Halle trug dazu bei, ebenso wie die Tatsache, dass ich keine Tücher dabei hatte, dass der Boden unter mir, genauer gesagt meinen Unterarmen nicht lange trocken blieb. (Zum Glück ist meine Kamera wasserabweisend…) Ich wurde dann im Laufe des Abends erstaunlich oft darauf angesprochen, dass es in der Halle ja ganz schön warm sei. Ja, sagte ich dann jedesmal. Kann man klüger antworten, wenn man nicht hinterherkommt, die Schweißtropfen von der Brille zu wischen? Die Toiletten waren nur mit Föhns zum Händetrocknen ausgestattet, das war dann auch nicht hilfreich. Ich hab dann gemerkt, wie saugstark so ein Anzugstoff sein kann… Jedenfalls dauerte das Ausschwitzen etwa 40 Minuten und die ganze Veranstaltung etwa zwei Stunden. Viele gute Reden gab es mit einem Satz von der Vorsitzenden des Förderkreises an die abgehenden Schüler gerichtet, der mir im Gedächtnis blieb:

 

Seid mutig und besteigt die höchsten Berge, um die Welt zu sehen, aber nicht, um von der Welt gesehen zu werden.

 

Ps: Ich hab mal geleesen, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn man viel schwitzt, da das zeigt, dass der Kühlmechanismus des Körpers gut trainiert ist.

 

HUK-Coburg

Vergangene Nacht hatte ich einen Traum, in dem ich meinen Job als Lehrer aufgegeben hatte, um stattdessen Versicherungskaufmann zu sein, weil ich das eigentlich immer wollte (WHAT?). Als ich dann als alter Hase in unserem Konzern eine Gruppe Besucher mit einer Ansprache begrüßen sollte, merkte ich während dem Reden, dass ich den neuen Job bereue und wachte auf.

Europa?

Europa ist von einer gemeinsamen Idee zu einem gemeinsamen Geldproblem geworden.

Warum lassen wir es in Europa eigentlich zu, dass Zäune gebaut werden, um Menschen fernzuhalten?

Warum lassen wir es in Europa eigentlich zu, dass private Nachrichten nicht erlaubt sind?

Warum lassen wir es in Europa – gerade wir in Europa – eigentlich zu, dass viele geplante Flüchtlingsunterkünfte in Brand gesteckt werden?

Warum lassen wir es in Europa eigentlich zu, dass der Begriff „die Griechen“ innerhalb kurzer Zeit einen völlig anderen, feindseligen Geschmack bekommt?

Warum lassen wir es zu, dass Europa auseinander driftet?

 

Ehrlich: Ich raff nicht, was in den letzten Jahrzehnten da passiert ist.

 

 

Kicker

Bin letzte Woche meinen Kicker, den ich seit gewiss drei Jahren einfach nicht mehr genutzt habe und auch davor eher treulos behandelt habe, losgeworden. Über einen Freund soll er seine Dienste in einer geplanten Flühtlingsunterkunft der Johanniter in Frankfurt ableisten. Ich finde es ja schade, wenn man sowas einfach wegwirft.

Regen

Als es neulich nach der großen Hitze so stark regnete und ich dieses Bild machte, erinnerte ich mich an den Satz aus einem dorfdisko-Lied:

Draußen spielen Kinder im Regen, ich sitz hier drin und träum vom Meer.

Für mich bedeutet er: Meer ist, was man draus macht.

regen_sw

Nasser Hund

Ich gebe zu, dass ich derzeit etwas viel Hundebilder poste. Diese hab ich gemacht, nachdem ich mit ihm im Regen laufen war.
IMGP0603IMGP0607     IMGP0591IMGP0595IMGP0596 IMGP0583 IMGP0585 IMGP0577
IMGP0588_sw

Vergessen

Ich war gestern in einem Altenpflegeheim, die hatten dort ein Sommerfest und ich wollte die Gelegenheit nutzen, einen alten Bekannten zu besuchen. Meine Mutter meinte, ich solle damit rechnen, dass er mich nicht mehr erkennt, aber wenn er jemanden erkennt, dann bestimmt den Ole, sagte sie. Ich wollte das gerne glauben. Als ich ankam, brauchte ich erst mal eine Weile, bis ich ihn gefunden hatte, er hatte sich auch körperlich sehr verändert. Und was dann wirklich schwierig war, zu spüren, dass er mich nicht erkannte. Das vorher zu wissen und dann das Vergessen zu erleben sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Ich hab ihm eine Arbeitstaschenlampe aus dem Baumarkt mitgebracht, weil ich wusste, dass er für sinnlosen Unfug immer zu haben war. Er hat sie dann tatsächlich auch immer wieder vom Tisch genommen, auf den Ein-Schalter gedrückt, gesehen, dass sie leuchtet, sie wieder ausgeschaltet und zurück auf den Tisch gelegt. Nach ein paar Minuten ging das wieder von vorne los, so als sei er in einer Wiederholung gefangen. Heute denke ich, dass er das gemacht hat, um die Lampe in seinen Besitz zu nehmen und sich daran zu gewöhnen.

Meine Supertante hat mir dann noch das Wohnheim gezeigt und mich sehr beeindruckt, weil sie eigentlich fast jeden kannte und es irgendwie immer schaffte, eine persönliche Ebene zu Leuten aufzubauen, auch wenn manche nur zurück lächelten oder für mich unverständliche Dinge in einer Mischung aus Platt und Demenz quasselten. Mit jemandem zu kommunizieren, wenn man keine, kaum oder eine andere Bestätigung als erwartet bekommt, finde ich ziemlich schwierig. Es arbeiten dort, wenn ich mich richtig erinnere, etwa 200 Ehrenamtliche, was ich echt stark finde. Im ganzen Haus sind vereinzelt Erinnerungsstücke aus der guten, alten Zeit aufgestellt. Dies hilft sicherlich einzelnen, Situationen zu erleben, in denen man sich erinnert.

Das schlimmste, das man einen Demenzkranken fragen kann: „Kennste mich noch?“ Denn was ist, wenn nicht? Damit setzt man den anderen so sehr unter Druck, dass vielleicht gar kein Gespräch zustande kommt…

Es war eine Erfahrung, die man mit noch so vielem theoretischen Wissen über die Demenzproblematik nicht ersetzen kann.

Heilloser Zustand?

Es gehört zum heillosen Zustand, dass auch der ehrlichste Reformer, der in abgegriffener Sprache die Neuerung empfiehlt, durch die Benutzung des eingeschliffenen Kategorienapparats und der dahinterstehenden schlechten Philosophie die Macht des Bestehenden stärkt, die er brechen möchte. (Theodor W. Adorno, gefunden 2004)

Ich bin frech und Ü30 und finde Adorno ja sowas von negativ, Alter. Junge, das geht auf keine blonde Riesenbrust.

Sure, he will

Am Freitag war ich in Paderborn mit meiner Schwester und meinem Hund unterwegs. Eine Frau überholte uns und flüsterte zu ihrem ca. 4jährigen Kind, als das fasziniert den Hund ansah: Be careful, this dog might eat you for breakfast. (Oder so ähnlich, es waren jedenfalls native speaker.) Mir ist dann rausgerutscht: Sure, he will. Die Mutter hat gelacht. Das Kind hatte Angst und hat sich noch die nächsten 100m, die die beiden sich von uns vor uns entfernt haben umgedreht.

Geh dee ell

Stört die Berichterstattung zum Bahnstreik noch wen? Sogar Phoenix titelt suggestiv „GDL gegen den Rest der Welt“. Heute morgen lief auf hrInfo ein Beitrag, in dem der Außenreporter auf die Frage, wie die Stimmung unter den Bahnreisenden sei, sinngemäß antwortete, die seien bestimmt sauer. Er hätte zwar selbst keine direkte solche Aussage gehört, aber das sei schon sicherlich so.

Dass Züge ausfallen ist natürlïch nervig. Das sind Straßenblockaden bei Demonstrationen aber auch.

Übrigens: Wenn Bahnreisende sauer auf den Streik sind, heißt das nicht zwingend, dass sie sauer auf die GDL sind.
Und: Es geht weniger um GDL vs EVG sondern um GDL vs DB Vorstand.

Augstein schreibt in SPON auch was dazu. Bin aber gerade Linkfaul.

Mein Lösungsvorschlag: Vereinigung von GDL und EVG mit Weselsky als Chef.

Edward Snowden

Heute nur kurz ein Link zu einem guten Beitrag im Überwachungsthema, der zu Beginn die richtigen Fragen stellt: Bürger im absoluten Staat

Und: Was sagt es über eine Gesellschaft aus, dass die Satire – die derweil populärste Form der Kritik – vorrangig der Unterhaltung dient?

Ein Freund vertrat erst kürzlich die These, dass wir uns bereits in der Postdemokratie befänden. Da ist er nicht der erste. Aber, wie gesagt, sehe ich ja das größere Problem in der gegenseitigen persönlichen Überwachbarkeit und der Bewusstheit darüber. (Z.B.: „Du warst doch bei Whatsapp online, warum hast du nicht geantwortet??“) Wenn man so formulieren mag, könnte ich nun den Postindividualismus feststellen. Könnte man bestimmt mal googeln…

Überwachungsgesellschaft

Nach dem Gespräch mit einem Freund gestern, ist mir etwas klar geworden. Es war der erste Abend seit Langem, an dem ich kein Telefon dabei hatte. Es war ganz angenehm, nicht der Gewohnheit halber ab und zu draufzuschauen, ob es irgendwas Neues gibt. Zugegeben – eine wenig spektakuläre Erfahrung, aber eine hilfreiche. Bemerkenswert, wie abhängig ich mich von dieser Informiertheit manchmal fühle.

Jedenfalls bot meine Vergesslichkeit schließlich den Anlass zu einem längerem Gespräch, bei dem es im Grunde um alles ging. Ich erzählte unter anderem von meinem Unterricht, in dem ich den Schülern versuche nahezubringen, dass sicheres Verhalten im Netz mit bewusstem Umgang mit dem Preisgeben eigener Daten einhergeht.

Jetzt meine Überlegung: Führt nicht vielleicht eben jene Bewusstmachung dazu, dass wir verinnerlichen, überwacht zu werden innerhalb einer so zu nennenden Netzöffentlichkeit? Und resultiert aus dieser Verinnerlichung womöglich eine veränderte Vorstellung von Öffentlichkeit und schließlich auch Gesellschaft, also dem, wie wir einander wahrnehmen bzw. die Annahme einer derartigen gegenseitigen Wahrnehmung? Also, ich möchte ja den jungen Menschen beim Umgang mit dem Netz helfen, fürchte aber, dadurch eher einen Beitrag zu leisten, dass Überwachbarkeit normal wird.

Für mich resultiert daraus, wenn wir darüber diskutieren, ob und wie wir durch NSA, Google und Facebook überwacht werden, wir vielmehr darüber sprechen sollten, was unser persönlicher Beitrag zum Weg in eine Überwachungsgesellschaft ist.

Das Gespräch im Auto endete jedenfalls mit einem provokanten Satz, von dem ich noch nicht so ganz weiß, ob und was er wirklich bedeutet: Wir müssen uns vor uns selbst schützen.

Ich denke, ich nehme das zumindest zum Anlass, gelegentlich mein Telefon zu Hause zu lassen.

Freund oder Arschloch

Gestern habe ich einen Anhalter mitgenommen. Ein mittelalter Herr türkischer Herkunft hatte ein paar Elektrogeräte von Frohnhausen nach Dillenburg zu bringen. Als er im Auto saß, fragte er in gebrochenem Deutsch, ob wir noch woanders langfahren könnten, er würde gerne noch anderes Zeug  mitnehmen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um ziemlich große Blechplatten, die nur mit einigen Umräumaktionen in mein Auto gepasst hätten. Da hatte ich keinen Bock drauf, also fuhren wir wieder weiter. Er meinte dabei nur, dass er bald noch mal hier vorbei schauen müsse, sonst „holt so eine andere Arschloch“ die Bleche ab.

Auf der folgenden kurzen Fahrt erklärte er mir, dass es ihm um Kupfer und ähnliche wertvolle Bestandteile in ausrangierten Bauteilen ginge. Er fragte mich dann auch, ob ich den Monitor und den Computer, die ich  dabei hatte, um sie in meinen Klassenraum zu stellen, noch bräuchte. Ich erklärte ihm das. Er wurde dann hellörig und meinte, ich solle an ihn denken, wenn unsere Schule mal alte Sachen ausrangiere. Er würde mir für 20,30 Monitore auf 50 Euro geben.

Bei ihm zu Hause angekommen zeigte er mir noch seine Garage mit wertvollem Gerümpel. Autoreifen wollte er mir dabei auch verkaufen. Bei dem Gespräch nannte er mich dann öfter „Freund“. Ich fuhr schließlich weiter ins Schwimmbad und dachte noch ein bisschen über den gar nicht so wunderlichen Mann nach und merkte, dass man leicht jemanden, den man per Anhalter kennen lernt, als „Freund“ und noch leichter jemanden, den man gar nicht kennt, als „Arschloch“ bezeichnen kann.

Die Moral von der Geschichte: Nur weil ich eine e-Wigkeit hier nichts geschrieben habe, heißt das nicht, dass dies das spektakulärste Ereignis in der letzten Zeit war, dass „gebrochenes Deutsch“ eine allgemeingültige Kategorie unabhängig vom Betrachter sei, und noch weniger, dass ich was zu sagen hätte.