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Konzertkonzeptionen und Anarchie

Ich war in den letzten beiden Wochen auf unterschiedlichsten Konzerten. In Frankfurt (Nachtleben) hatte Fatoni seinen Tourauftakt und Moop Mama in Marburg (KFZ) eben einen solchen. Das gute an Tourauftakten: Man ist der erste. Nachteil: Die Künstler müssen sich erst mal auf der Bühne finden.

Mit Fatoni habe ich so richtig mein erstes Rap-Konzert besucht. Also abgesehen von einigen Stylefiasko-Sachen in Siegen&Co. Etwas enttäuscht habe ich dann festgestellt, dass da tendenziell eher gebildete Hipster-HipHopper zu Besuch sind. In der Cypher stand ich dann auch ganz vorne, nur um festzustellen, dass Fatoni nicht mit JuseJu freestyled. Schade. Keno hat beim Moop Mama-Konzert auch nicht gefreestyled. Auch schade.

Irgendwie hatte ich erwartet, dass ich mal neue Konzertablaufkonzepte präsentiert bekomme. Also mehr Improvisation und so; nicht immer 10-15 Lieder, dann Zugaberufe, dann noch 3 Lieder, dann mit Rausschmeißmusik rausgeschmissen werden. Alles muss schön seine Ordnung  haben, dachte ich bei beiden Konzerten. Die Musik war trotzdem ganz gut.

Besser haben mir die kleineren Sachen im Cafe Amelie in Gießen gefallen: She Owl und Anoraque. Beide Konzerte wurden mit Hutgeld bezahlt. Erinnerte etwas an Konzepte aus dem Anarchiefilm, den ich zuvor im Kinocenter sah. Trotzdem liefen die Konzerte ordentlich ab.

Meine Gedanken zu dem Film Projekt A: Im Film sieht man, wie in einem Athener Stadtteil ein Mann ein brennendes Auto mit Wasser löscht, angezündet wohl mit einem Molotow-Cocktail. Als die Feuerwehr vor Ort ist, ist das Feuer schon gelöscht. Die Feuerwehrmänner sprühen dennoch Löschschaum in den Mercedes. Währenddessen schwenkt die Kamera auf den mittlerweile brennenden Einsatzwagen und man sieht einen Menschen einen weiteren Molotow-Cocktail in den Feuerwehrwagen werfen. Das Publikum im Saal hat großteils gelacht, ich nicht.

1. Anarchie ist keine, wenn sie Unterhaltung wird.
2. Wer denkt mehr an „das System“ – der Molotow-Cocktails gegen staatliche Institutionen werfende Mensch oder der Feuerwehrmann, der Menschen hilft, wenn es brennt?

Interessant war, wie vielseitig anarchische Bewegungen in Europa funktionieren. Das, was man über Katalonien erfuhr, fand ich besonders interessant.

Richtig anarchisch wäre es vielleicht mal, mit althergebrachten Konzertkonzeptionen zu brechen. Vielleicht höre ich aber auch nur die falsche Musik oder haben einen zu hohen Anspruch. Oder halt doch die Musik selbst machen – und dann einfach mal nicht aufnehmen, nicht bei Whatsapp teilen, nicht bei Youtube hochladen. Nur so unter sich.