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Liebesfilm im Zeitalter der Reflexion

Vergangenen Montag habe ich mir Her angesehen, im Kinocenter mit anschließender Diskussion. Der Film spielt in einer nicht sehr fernen Zukunft. Der Protagonist und ein Operating System verlieben sich unbeabsichtigt ineinander. Im Gegensatz zur Moderatorin am Montag erzähle ich hier nicht die komplette Handlung vor dem Film.

Die Diskussion im Anschluss drehte sich vor allem um Liebe im Zeitalter virtueller Realität, Facebook und Whatsapp wurden als prominente Vertreter genannt. Dabei ging es in meinen Augen mehr um die Sicht der älteren Generation auf die Jüngeren. Dabei macht man vielleicht auch gerne den Denkfehler, einen Gegensatz zwischen virtuell und real sehen. Es hilft meiner Meinung nach mehr, von unterschiedlichen Räumen zu sprechen, in denen man kommuniziert, sich von anderen abgrenzt, sich im anderen findet. Oder wer weiß was macht. (Toll fand ich, dass mich ein älterer Herr anschließend noch einmal persönlich auf das Thema ansprach, weil er in mir einen Vertreter der jüngeren Generation sah. Ich musste ihm dann gestehen, dass ich 36 bin.)

Einige legten auch ausgiebig Wert auf die Beziehung zwischen Protagonist und seiner Mutter. Die Mutter kommt im Film nicht vor, wird aber in einem Halbsatz erwähnt, als das Betriebssystem seinen neuen Nutzer als Konfigurationsfrage nach dem Verhältnis zu seiner Mutter fragt, ihn aber schnell unterbricht, als er zu ausführlich werden möchte. Das kann man als Kritik an einer allzu psychologisierenden Perspektive verstehen. (Wobei das auch überinterpretiert sein mag und mehr über mich und mein Verhältnis zur Psychologie aussagt. Oder anders gesagt: Wayne?) In der Diskussion gings dann auch um die Geburt an sich als traumatisches Erlebnis. Daran hatte ich beim Film ankucken noch gar nicht gedacht.

Meiner Meinung nach ist das Thema des Films die Frage, wie man sich selbst findet. Und er liefert eine mögliche Antwort: in der Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Mir hat er gefallen.