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Autor: Ole

Regen

Als es neulich nach der großen Hitze so stark regnete und ich dieses Bild machte, erinnerte ich mich an den Satz aus einem dorfdisko-Lied:

Draußen spielen Kinder im Regen, ich sitz hier drin und träum vom Meer.

Für mich bedeutet er: Meer ist, was man draus macht.

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Nasser Hund

Ich gebe zu, dass ich derzeit etwas viel Hundebilder poste. Diese hab ich gemacht, nachdem ich mit ihm im Regen laufen war.
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Vergessen

Ich war gestern in einem Altenpflegeheim, die hatten dort ein Sommerfest und ich wollte die Gelegenheit nutzen, einen alten Bekannten zu besuchen. Meine Mutter meinte, ich solle damit rechnen, dass er mich nicht mehr erkennt, aber wenn er jemanden erkennt, dann bestimmt den Ole, sagte sie. Ich wollte das gerne glauben. Als ich ankam, brauchte ich erst mal eine Weile, bis ich ihn gefunden hatte, er hatte sich auch körperlich sehr verändert. Und was dann wirklich schwierig war, zu spüren, dass er mich nicht erkannte. Das vorher zu wissen und dann das Vergessen zu erleben sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Ich hab ihm eine Arbeitstaschenlampe aus dem Baumarkt mitgebracht, weil ich wusste, dass er für sinnlosen Unfug immer zu haben war. Er hat sie dann tatsächlich auch immer wieder vom Tisch genommen, auf den Ein-Schalter gedrückt, gesehen, dass sie leuchtet, sie wieder ausgeschaltet und zurück auf den Tisch gelegt. Nach ein paar Minuten ging das wieder von vorne los, so als sei er in einer Wiederholung gefangen. Heute denke ich, dass er das gemacht hat, um die Lampe in seinen Besitz zu nehmen und sich daran zu gewöhnen.

Meine Supertante hat mir dann noch das Wohnheim gezeigt und mich sehr beeindruckt, weil sie eigentlich fast jeden kannte und es irgendwie immer schaffte, eine persönliche Ebene zu Leuten aufzubauen, auch wenn manche nur zurück lächelten oder für mich unverständliche Dinge in einer Mischung aus Platt und Demenz quasselten. Mit jemandem zu kommunizieren, wenn man keine, kaum oder eine andere Bestätigung als erwartet bekommt, finde ich ziemlich schwierig. Es arbeiten dort, wenn ich mich richtig erinnere, etwa 200 Ehrenamtliche, was ich echt stark finde. Im ganzen Haus sind vereinzelt Erinnerungsstücke aus der guten, alten Zeit aufgestellt. Dies hilft sicherlich einzelnen, Situationen zu erleben, in denen man sich erinnert.

Das schlimmste, das man einen Demenzkranken fragen kann: „Kennste mich noch?“ Denn was ist, wenn nicht? Damit setzt man den anderen so sehr unter Druck, dass vielleicht gar kein Gespräch zustande kommt…

Es war eine Erfahrung, die man mit noch so vielem theoretischen Wissen über die Demenzproblematik nicht ersetzen kann.

Heilloser Zustand?

Es gehört zum heillosen Zustand, dass auch der ehrlichste Reformer, der in abgegriffener Sprache die Neuerung empfiehlt, durch die Benutzung des eingeschliffenen Kategorienapparats und der dahinterstehenden schlechten Philosophie die Macht des Bestehenden stärkt, die er brechen möchte. (Theodor W. Adorno, gefunden 2004)

Ich bin frech und Ü30 und finde Adorno ja sowas von negativ, Alter. Junge, das geht auf keine blonde Riesenbrust.

Sure, he will

Am Freitag war ich in Paderborn mit meiner Schwester und meinem Hund unterwegs. Eine Frau überholte uns und flüsterte zu ihrem ca. 4jährigen Kind, als das fasziniert den Hund ansah: Be careful, this dog might eat you for breakfast. (Oder so ähnlich, es waren jedenfalls native speaker.) Mir ist dann rausgerutscht: Sure, he will. Die Mutter hat gelacht. Das Kind hatte Angst und hat sich noch die nächsten 100m, die die beiden sich von uns vor uns entfernt haben umgedreht.

Geh dee ell

Stört die Berichterstattung zum Bahnstreik noch wen? Sogar Phoenix titelt suggestiv „GDL gegen den Rest der Welt“. Heute morgen lief auf hrInfo ein Beitrag, in dem der Außenreporter auf die Frage, wie die Stimmung unter den Bahnreisenden sei, sinngemäß antwortete, die seien bestimmt sauer. Er hätte zwar selbst keine direkte solche Aussage gehört, aber das sei schon sicherlich so.

Dass Züge ausfallen ist natürlïch nervig. Das sind Straßenblockaden bei Demonstrationen aber auch.

Übrigens: Wenn Bahnreisende sauer auf den Streik sind, heißt das nicht zwingend, dass sie sauer auf die GDL sind.
Und: Es geht weniger um GDL vs EVG sondern um GDL vs DB Vorstand.

Augstein schreibt in SPON auch was dazu. Bin aber gerade Linkfaul.

Mein Lösungsvorschlag: Vereinigung von GDL und EVG mit Weselsky als Chef.

Edward Snowden

Heute nur kurz ein Link zu einem guten Beitrag im Überwachungsthema, der zu Beginn die richtigen Fragen stellt: Bürger im absoluten Staat

Und: Was sagt es über eine Gesellschaft aus, dass die Satire – die derweil populärste Form der Kritik – vorrangig der Unterhaltung dient?

Ein Freund vertrat erst kürzlich die These, dass wir uns bereits in der Postdemokratie befänden. Da ist er nicht der erste. Aber, wie gesagt, sehe ich ja das größere Problem in der gegenseitigen persönlichen Überwachbarkeit und der Bewusstheit darüber. (Z.B.: „Du warst doch bei Whatsapp online, warum hast du nicht geantwortet??“) Wenn man so formulieren mag, könnte ich nun den Postindividualismus feststellen. Könnte man bestimmt mal googeln…

Überwachungsgesellschaft

Nach dem Gespräch mit einem Freund gestern, ist mir etwas klar geworden. Es war der erste Abend seit Langem, an dem ich kein Telefon dabei hatte. Es war ganz angenehm, nicht der Gewohnheit halber ab und zu draufzuschauen, ob es irgendwas Neues gibt. Zugegeben – eine wenig spektakuläre Erfahrung, aber eine hilfreiche. Bemerkenswert, wie abhängig ich mich von dieser Informiertheit manchmal fühle.

Jedenfalls bot meine Vergesslichkeit schließlich den Anlass zu einem längerem Gespräch, bei dem es im Grunde um alles ging. Ich erzählte unter anderem von meinem Unterricht, in dem ich den Schülern versuche nahezubringen, dass sicheres Verhalten im Netz mit bewusstem Umgang mit dem Preisgeben eigener Daten einhergeht.

Jetzt meine Überlegung: Führt nicht vielleicht eben jene Bewusstmachung dazu, dass wir verinnerlichen, überwacht zu werden innerhalb einer so zu nennenden Netzöffentlichkeit? Und resultiert aus dieser Verinnerlichung womöglich eine veränderte Vorstellung von Öffentlichkeit und schließlich auch Gesellschaft, also dem, wie wir einander wahrnehmen bzw. die Annahme einer derartigen gegenseitigen Wahrnehmung? Also, ich möchte ja den jungen Menschen beim Umgang mit dem Netz helfen, fürchte aber, dadurch eher einen Beitrag zu leisten, dass Überwachbarkeit normal wird.

Für mich resultiert daraus, wenn wir darüber diskutieren, ob und wie wir durch NSA, Google und Facebook überwacht werden, wir vielmehr darüber sprechen sollten, was unser persönlicher Beitrag zum Weg in eine Überwachungsgesellschaft ist.

Das Gespräch im Auto endete jedenfalls mit einem provokanten Satz, von dem ich noch nicht so ganz weiß, ob und was er wirklich bedeutet: Wir müssen uns vor uns selbst schützen.

Ich denke, ich nehme das zumindest zum Anlass, gelegentlich mein Telefon zu Hause zu lassen.

Freund oder Arschloch

Gestern habe ich einen Anhalter mitgenommen. Ein mittelalter Herr türkischer Herkunft hatte ein paar Elektrogeräte von Frohnhausen nach Dillenburg zu bringen. Als er im Auto saß, fragte er in gebrochenem Deutsch, ob wir noch woanders langfahren könnten, er würde gerne noch anderes Zeug  mitnehmen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um ziemlich große Blechplatten, die nur mit einigen Umräumaktionen in mein Auto gepasst hätten. Da hatte ich keinen Bock drauf, also fuhren wir wieder weiter. Er meinte dabei nur, dass er bald noch mal hier vorbei schauen müsse, sonst „holt so eine andere Arschloch“ die Bleche ab.

Auf der folgenden kurzen Fahrt erklärte er mir, dass es ihm um Kupfer und ähnliche wertvolle Bestandteile in ausrangierten Bauteilen ginge. Er fragte mich dann auch, ob ich den Monitor und den Computer, die ich  dabei hatte, um sie in meinen Klassenraum zu stellen, noch bräuchte. Ich erklärte ihm das. Er wurde dann hellörig und meinte, ich solle an ihn denken, wenn unsere Schule mal alte Sachen ausrangiere. Er würde mir für 20,30 Monitore auf 50 Euro geben.

Bei ihm zu Hause angekommen zeigte er mir noch seine Garage mit wertvollem Gerümpel. Autoreifen wollte er mir dabei auch verkaufen. Bei dem Gespräch nannte er mich dann öfter „Freund“. Ich fuhr schließlich weiter ins Schwimmbad und dachte noch ein bisschen über den gar nicht so wunderlichen Mann nach und merkte, dass man leicht jemanden, den man per Anhalter kennen lernt, als „Freund“ und noch leichter jemanden, den man gar nicht kennt, als „Arschloch“ bezeichnen kann.

Die Moral von der Geschichte: Nur weil ich eine e-Wigkeit hier nichts geschrieben habe, heißt das nicht, dass dies das spektakulärste Ereignis in der letzten Zeit war, dass „gebrochenes Deutsch“ eine allgemeingültige Kategorie unabhängig vom Betrachter sei, und noch weniger, dass ich was zu sagen hätte.

Granit: Kunst ist eine kalte Konstruktion

Gestern war ich auf der Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung „Granit“ in der Gießener Kunsthalle.  Das Plakat zur Ausstellung war schon geil. Und die Ausstellung selbst war irgendwie atemberaubend: Zwei Wände, auf der unteren Hälfte granitfarben gestrichen, die obere Hälfte in der Mitte durch eine Lichtzeile mittig getrennt. Ich vermute, dass der „Elite“-Cellist, der zur Eröffnung gut unnahbare Musik gespielt hat, ziemlich teuer war. Jedenfalls war Gerhard Merz, der Künstler, nicht da, war nie da. Das gesamte Kunstwerk entstand nur auf Anweisung und ein Freund von ihm war zur Begutachtung mal da, um unzufrieden zu sein. Ich kann damit nichts anfangen, noch weniger damit, wie elitär toll das alle bei der Eröffnung gefunden haben.

Freiheit ist nicht kostenlos

Das automatische Schreibprogramm von GoogleLabs sagt  zu  „Freedom is“:

Freedom is not free.

Jetzt ist nur die Frage, was Google darunter versteht…

PS: Wenn man das Spielchen weitertreibt und den Quatsch dann von Google ins Deutsche übersetzen lässt, kommt das bei raus:

Freiheit ist nicht kostenlos von der Adobe-Website, um den Agenten und dergleichen sind nicht erlaubt, einen beliebigen Teil der Link-Code zu ändern oder das Layout ändern oder Targeting aus irgendeinem Grund.

Dresden

Ich war über das vergangene Wochenende das zweite Mal in Dresden. Während ich beim ersten Besuch von der Stadt beeindruckt war und die Reden eines Freundes, der sich mit der Stadt nicht hat anfreunden können, für nicht zutreffend erklärte, bin ich dieses Mal mit meinem Eindruck etwas skeptischer. Das Stadtzentrum teilt sich im Wesentlichen in Neustadt (nördlich der Elbe) und Altstadt (südlich). Die Altstadt ist wegen der Bombenangriffe im 2. Weltkrieg jünger als die Neustadt. Ich habe mich diesmal hauptsächlich in der Altstadt aufgehalten, sie ist touristisch überbevölkert. In der Neustadt war ich bei meinem ersten Besuch, da spielt sich wohl das wahre Leben ab. Samstag nachts um 12h in einem vollen Dönerladen zu sitzen mit einer losen Menschenmenge auf der kopfsteinbeflasterten Straße davor kriegt nicht jedes Stadtgebiet hin. Die Altstadt jedoch wirkt sehr inszeniert und vermag vielleicht mit musealen Veranstaltungen glänzen, aber sowohl die alten (neu aufgebauten) Gebäude, wie alles um den Zwinger und die Frauenkirche, als auch die sich südlich an den Altmarkt anschließende Fußgängerzone lassen kaum Raum für Individuelles. Nur ganz vereinzelt waren da Läden, die nicht vor Geld zu strotzen schienen. Interessanterweise waren dort um die Ecke (neben dem Beate-Uhse-Laden) Innenhöfe von Wohnbauten, die, wenn sie nicht fragmentiert wären, dicht an die Bezeichnung sozialer Brennpunkt herankommen könnten. Die DDR-Architektur an sich ist nach meinem Empfinden in die Altstadt eingepropft, dass daraus jetzt Hotels gemacht wurden, wirkt sich nicht auf den Charme der Stadt aus. Aus Einheit wurde nicht Vielfalt. Aber wie gesagt, vielleicht war ich zu viel in der neuen Altstadt unterwegs…

Ein netter Abend in Berlin

Wollte nur mal eben ein paar Bilder online stellen von einem netten Abend an der Spree in einer Freiluftbar namens Kiki Blofeld. War da letztes Jahr schon mal, leider haben sie die Paletten durch Mini-Liegestühle ersetzt, was vielleicht ein bisschen bequemer ist, aber doch ein wenig Handmade-Flair einbüßt, der mir so gut gefallen hatte. Na egal, es war trotzdem ganz cool, obwohl ich nicht ein einziges Mal open Air gekickert habe…

Kronleuchter, Spree, Spree2, Dunkel, Dunkel2, Spreedunkel, Spreedunkel2, Spreesepia, Spreesepia2

Ich gebe zu, dass ich einfach nur mit meinem Handy rumgepspielt habe, aber damit ich mir mal ein bisschen mehr wie ein richtiger Blogger vorkomme, wollte ich die Fotos niemandem vorenthalten…

Alte Bekanntschaften

Gestern nach dem Schreiben eines Blogeintrags bin ich durch wenige Berliner Straßen flaniert, um mich zu bewegen, mir etwas Zeit zum vereinbarten Sudanesen-Döner-Termin zu vertreiben und die ein oder andere Info abzugreifen, in welchen letzten Zügen Deutschland beim Spiel gegen Bosnien wars glaube wohl liegen mochte. Ich hatte mir gerade in einem ausufernden Anfall überbordender Dekadenz ein Eis gekauft und lief von der Markthalle, einem kleinen Laden, zu groß, um sich Kiosk zu nennen, aber speziell genug, um spät abends noch locker geöffnet zu haben, den Bürgersteig weiter, als mein Blick in einer dieser Wohnzimmerkneipen auf einem ebenso wie ich verdutzt dreinschauenden Gesicht hängen blieb. Meine Trägheit ging noch ein paar Schritte weiter, sodass ich das Gesicht wieder aus den Augen verlor. Ich stoppte, ging zurück und vergewisserte mich, dass ich dort einen alten Gießener Bekannten sitzen sah, von dem ich wusste, dass er sich vor fünf oder sechs Jahren nach Berlin aufgemacht hatte. Er war die Sorte Bekanntschaft, die man nicht gut genug kennt, um ihn einen Freund zu nennen, wenn man sich aber mal trifft, immer nette und auch persönliche Gespräche bei rauskommen. So hatte ich ihn ein Jahr, nachdem er nach Berlin gegangen war, in Gießen mal wieder getroffen und er hatte mich auf meine Frage, wie es ihm in Berlin ginge, mit der Antwort beeindruckt: „Egal wo, die Leute haben die gleichen Probleme.“ Diese Lebensweisheit nahm ich mir von da an mit, auch wenn ich vorher schon geahnt haben mochte, dass ich nicht extra in die Hauptstadt ziehen muss, um die Gerechtigkeit in der Welt in Frage zu stellen. … Ich trat in das gastfreundliche Wohnzimmer ein, wo wir uns herzlich begrüßten, ein Tannenzäpfle tranken und den Rest vom Fußballspiel in der Runde seiner Freunde anschauten. Auf die Frage, wie es ihm hier gehe und was er so mache, erzählte er mir, dass er froh über den Entschluss sei, damals aus Gießen weggegangen zu sein, denn dort seien schon viele Bauern gewesen und er habe als kleiner Türke dort keinen guten Stand gehabt. Sicherlich eine akzeptable Wahrheit, war mir aber dann doch ein leichter Gegensatz zur Jahre zuvor formulierten Lebensweisheit. Er erzählte mir dann, dass er derzeit Heiler sei und als ich genauer nachfragte, fiel das Wort „Schamane„. Ich hoffe, er hat mir nicht übel genommen, dass ich lachen musste. Jedenfalls klang der weitere Plan, mit ein paar Freunden einen Laden namens ‚Lesehalle‘ zu eröffnen, interessant. Vielleicht meldet er sich heute noch mal bei mir zwecks Kaffeetreffen, dann kann er mir noch ein bisschen mehr über deren Konzept erzählen, was interessant klang, ich aber nach einem leckeren Erdnuss-Tofu-Döner vergessen habe. Jedenfalls lustig, wie sehr das Dorfgefühl mich bis nach Berlin begleitet.

Kompetenzdesorientierung

Neulich beim pädagogischen Tag an der Schule, der unter dem Motto „Unterrichtsentwicklung“ stand und sich schwer mit Kompetenzen und Bildungsstandards befasste, lauschte ich mit meinem Kollegium einem nicht schlechten, wenngleich auch nicht guten, Vortrag über Kompetenzorientierung. So richtig neu war mir aus alledem nichts, lustig fand ich nur, wie der Herr vom IQ Hessen es geschafft hat, elegant zu verschleiern, dass Hessen mal wieder einen Sonderweg bundesweit zu nehmen versucht, indem andere Kompetenzbegriffe als die bundesweiten Termini benutzt werden sollen – zumindest in Geographie ist das geplant. Dumm ist, dass es dabei nicht nur um Begriffe sondern auch um Inhalte geht und die geographieeigene Kompetenz „Räumliche Orientierung“ nicht weiter auftaucht, was dem ohnehin schon wenig angesehenen Fach weiter die Bedeutung streitig macht. Jedenfalls ersparte ich mir, dem IQ-Mann und dem Kollegium diese und andere Kritik nach Beendigung seines Vortrags, um anderen das fragende Wort zu überlassen. Und so stand auch gleich ein Kollege mit einer wichtigen Frage auf, bevor er die jedoch stellte, wollte er sich absichern und bat den IQ-Mann, kompetenzorientiert eben noch mal schnell Folie 10 der PowerPointPräsentation aufzurufen. Was dann passierte, war spektakulär: Ohne zu übertreiben, es dauerte etwa vier Minuten, bis es dem Vortragenden gelang, die gewünschte Folie aufzurufen. Mit Spannung verfolgten wir die kläglichen Mausgesten auf den beiden Leinwänden und jedesmal, wenn der Zeiger deutlich Folie 10 verfehlte oder einen Rechts- statt Linksklick vollzog, ging ein mitleidiges Raunen durch den Raum. Ganz großes Tennis. Nachdem IQ-Man es dann unter anweisender Hilfe des stellvertretenden Schulleiters geschafft hatte, die Folie im Programm auf der Bearbeitungsebene sichtbar zu machen, ahnte ich das nächste Unheil kommen: Er startete die Bildschirmpräsentation und schwupps waren wir wieder auf der ersten Folie… Irgendwann waren dann die besagten vier Minuten um und Folie 10 präsentationsbereit. Was der Kollege diesbezüglich überhaupt fragen wollte, hab ich dann vergessen, aber das kompetendesorientierte Spektakel rund um PowerPoint wird wohl noch ne Weile in meinem Gedächtnis bleiben. Macht das IQ ja auch nur sympathisch.

PS: Lehrer sind wie Schüler, wird mir immer wieder in solchen Situationen, wenn alle im „Klassenverband“ auf einem Haufen sitzen und Tuscheln, Mathearbeiten korrigieren oder sich über Kollegen austauschen immer wieder bewusst. Zu dieser Erkenntnis braucht es nicht Freires Pädagogik der Unterdrückten und den dort geprägten Begriff des Schüler-Lehrers bzw. Lehrer-Schülers.

Wie ich mein 2°-Ziel verfehlte

Ich sitze grade in einem Bistro in Berlin, wo ich zurzeit einen Freund besuche, der am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) arbeitet. Das Wetter ist bombig und so genieße ich die letzte Sonne bei einem frischen Pfefferminztee. Eigentlich war der Plan gewesen, heute um 14.00h zu einem Vortrag von Lutz Wicke mit dem Titel Nach Kopenhagen: Neue Strategie zur Realisierung des 2°max-Klimazieles zu gehen:

Wollen Deutschland und die Europäische Union ihr Klimaziel nicht verloren geben, dann bedarf es der schnellen Entwicklung und Durchsetzung einer wirksameren und gerechteren Klimaschutzstrategie. Denn die Fortsetzung der derzeitigen, wenig strukturierten und effektiven Strategie birgt große Langfristrisiken für Mensch und Natur in sich. Außerdem müssen gravierende Konstruktionsfehler im bestehenden Weltklimaschutzsystem durch strukturelle Weiterentwicklungen im Sinne der wichtigsten Vereinbarungen im „Copenhagen Accord“ beseitigt werden. Die 2°max-Strategie ist ein ausgearbeiteter Vorschlag für eine künftige Weltklimaschutzarchitektur, welche die unterschiedliche Interessenlage wichtiger internationaler Akteure explizit berücksichtigt.

Prof. Dr. Lutz Wicke: Direktor des Instituts für Umweltmanagement an der Wirtschaftshochschule ESCP Europe. Der ehemalige Wissenschaftliche Direktor am Umweltbundesamt arbeitet seit Jahren an einem durchsetzbaren und effektiven Weltklimaschutzsystem. Als Umweltstaatssekretär war er auch politisch-praktisch für den Klimaschutz tätig.

Um rechtzeitig dort zu sein, hab ich mir tatsächlich den Wecker 7.00h gestellt, um mit Staus und Suchen genügend Zeit für die Fahrt mit dem Auto von Gießen nach Potsdam einzuplanen. Ich bin dann auch tatsächlich schon um kurz nach neun losgefahren. Auf der A4 geriet ich in einen Stau erster Ordnung, als ich dann von der Autobahn abfuhr auch gleich in einen zweiter Ordnung. Aber ein Beinahefeldweg sorgte dafür, dass mein Zeitmanagement nicht ein totales Desaster zu werden drohte. Nun musste ich aber ein wenig aufs Gas treten, um noch pünktlich um zwei in Potsdam anzukommen. Ums kurz zu machen: Ich habs nicht rechtzeitig geschafft und die Spitzengeschwindigkeiten von ~180km/h (Tacho) sorgten dafür, dass ich nicht nur den Vortrag über die neuen Strategien zum Erreichen des 2°-Ziels verpasste, sondern auch nicht unerheblich zum vermutlichen Verfehlen desselbigen beitrug…

Jedenfalls solls morgen noch nen klimatisch günstigen Tag fürs Draußensitzen geben, mal sehen, ob ich noch ein bisschen fletzen kann. Schließlich war das Autofahren ziemlich anstrengend, von Potsdam nach Berlin hats übrigens zwei Stunden Stop’n’Go gedauert.

Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen

Ich war ja Donnerstag schon wieder im Kino in Lich in der beeindruckenden Dokumentation „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen„. War sehr interessant, einen Einblick in das konfessionelle Leben der Grabeskirche zu erhalten. Krass fand ich, wie sehr die Konflikte zwischen den christlichen Konfessionen dort unausgesprochen vorhanden sind und sich selten dann auch in Gewalt entladen, wenn Feiertage und damit verbunden Prozessionen von den Kirchen zeitgleich stattfinden. Besonders erwähnenswert war ein Wortbeitrag eines Franziskaners, der in etwa lautete: „Nach dem Willen von Jesus soll es nur eine Kirche geben und nicht viele verschiedene. – Und diese eine Kirche sehe ich nur in der römisch-katholischen Kirche verwirklicht.“ Das ist die kategorische Verbortheit, die eine ehrliche Ökumene sehr schwierig macht. Und damit meine ich nicht das gemeinsame Feiern von Ritualen, sondern das ehrliche Akzeptieren des Anderen in seiner Andersartigkeit. Dazu ist der Dialog wesentliche Bedingung. Wobei ich ja glaube, dass der Mangel an ehrlicher Auseinandersetzung kein konfessionelles oder religiöses Problem ist, sondern ein menschliches.

Schalke: ein Selbstversuch

Neulich in der Kaffeerunde erblickte ich ein Handy-Hintergrundbild, das irgendwie schlecht Schalke04 zu huldigen schien. Beim weiteren Gespräch entstand die Idee, ein ähnliches, aber schlechteres Bild mal im Deutschunterricht als Bildimpuls zum kreativen Schreiben zu verwenden: Schalkedelfine. Bevor ich das wirklich umsetzen sollte, wollte ich es aber mal selbst ausprobieren. Herausgekommen ist ein schlechter Text:

Wir schreiben das Jahr 2104. Delfi, Thuni und Gelsi haben die Schnautze voll vom blauen Planteten. Schließlich haben sie die Bewohner schon lange ertragen müssen. Vieles haben sie mit sich machen lassen, ohne sich zu beschweren: Den Kollateralschaden bei der Thunfischjagd, dem viele ihrer Verwandten und Bekannten zum Opfer gefallen sind, die schwarze Pest, die immer wieder ihren Lebensraum inklusive ihrer Nahrung verölen lässt, und schließlich den ganzen Lärm, den die hysterischen Buckelwale veranstalten, wenn mal wieder eines dieser U-Boote durch die Ruhe plärrt. Aber was jetzt passiert ist, ist eindeutig zu viel. Eigentlich fanden die drei es ja ganz praktisch, dass mit den ganzen Klimawandelleugnern die Grundlage für die Ausweitung ihres Lebensraums geschaffen wurde. Aber wer konnte schon ahnen, dass damit auch das menschengemachte Kontinuum aus den Fugen gerät, die Naturkonstanten ad absurdum geführt werden? Niemand hat es vorausgesehen und doch ist es passiert: Schalke04 ist Wasserballmeister geworden. – So long, and thanks for the fish!

Fühlt euch frei, eigene kreative Texte zum Bild in den Kommentaren zu veröffentlichen. Vielleicht können mich eure Ergebnisse überzeugen, das Schalke-Bild im Unterricht zu benutzen…

Antarifa

Neulich im Elektromarkt, ich stand an der Kasse, da präsentierte sich mir auf Augenhöhe ein kleiner Verkaufsständer. Daran hingen alle möglichen Buttons, die irgendwie politisch oder subkulturell angehaucht waren, aber doch deutlich nur Beiwerk sein wollten. Ich staunte nicht blöd, als ich mir einen Ataributton näher anschaute: Unter dem Firmenlogo stand nämlich nicht Atari sondern Antifa. Interessant ist, dass die Firma Atari, die sich auf Videospiele spezialisiert hat, eine (kurze) Geschichte hat, mit der ein gewisser Kultstatus verbunden ist. Der Bezug zu antifaschistischem Engagement, über dessen Art man zweifelsohne streiten sollte, wurde mir allerdings in der Schlange stehend nicht so ganz klar. Stattdessen lärmte in meinem Ohr eine Zeile aus einem „But Alive“-Song: „Die allergrößte Scheiße heißt: unpolitisch.“ Aber zum Glück ist Kult ja immer schick. Und so ein witziger Button hat ja auch was. Wenn schon keine Aussage, dann doch wenigstens Style. Ob sich der Schwarze Block wohl Message-Buttons bei Media-Markt kauft, bevors auf die G8-Demo geht?

District 9

Hab gestern den viel gelobten Film District 9 gesehen. Das Einzige, was mir gefallen hat, war, dass die Apartheid und die damit verbunden Zwangsumsiedlung von Schwarzen thematisiert wurde. Darüber hinaus war die Geschichte doch irgendwie schwach. Die Hauptfigur (der Mutant) war wenig nachvollziehbar, weil er zunächst feige und opportunistisch, dann mutig und entschlossen (bei der Stürmung der MNU-Zentrale) und dann wieder feige, als er seinen Alien-Freund im Stich lässt und dann wieder doch nicht, weil er sich für das Gute entscheidet und bereit ist, heldenhaft zu sterben. Die Einsicht des Charakters, wie richtiges Handeln ausschaut, findet also zwei Mal statt und das ist doch wenig glaubwürdig. Abgesehen davon war die Kamera zu Beginn im Live-Doku-Style, später dann immer noch ein bisschen, ohne dass es eine Dokumentation sein konnte. Und schließlich macht es keinen Sinn, dass die Aliens einersteits ein bisschen als führungsloser Arbeiterstaat – wie Ameisen oder Bienen, nur eben ohne Schwarmintelligenz – dargestellt werden, (vermutlich um die Selbstaufgabe im Slum-Leben und die Nichtbenutzung der Alien-Waffen zu rechtfertigen,) andererseits aber individuelle Charaktere sein sollen, die alles für ihren Nachwuchs tun und über einen langen Zeitraum an einem Fluchtplan tüfteln.

Aber vielleicht war ich auch nach bestandenem 2. Staatsexamen einfach nicht in Stimmung, einen Dystopie-Film zu schauen.

Im Schwitzkasten des Zeitdrucks

Neulich wurde auf dem Geburtstag meines Vaters ein Gespräch über die schwierigen Bedingungen, unter denen Lieferfahrer arbeiten müssen, geführt. Vor allen Dingen der Zeitdruck könne dabei an so manchem Nervenkostüm nagen, so der Einblick von Betroffenen. Durch das Gespräch fühlte ich mich an einen Vorfall erinnert, in den ich vor ein bis zwei Jahren verwickelt war:

Innehalten ohne Wachstumsangst

Das Gezeter um die Aschewolke des isländischen Vulkanausbruchs hat gezeigt, dass unsere Gesellschaft kaum in der Lage ist, einfach mal eine Pause zu machen. Das liegt wohl an einer für viele selbstverständliche Wachstumsmaxime (China), die das Denken auch sehr unbewusst bestimmen kann. Dabei darf man mit Sicherheit die Frage stellen, ob das Wachsen tatsächlich die sinnvolle Art von Fortschritt ist. Wohlstand ohne Wachstum, so lautet ein lesenswerter  Spiegel-Artikel über eine wirtschaftlich alternative Denkweise.

Der Presseclub, den ich gerade schaue, redet über die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen zur Stützung der griechischen Wirtschaft. Und so richtig ausgestanden ist die Finanz- und Wirtschaftskrise der jungen Zeit ja auch noch nicht. In diesem Zusammenhang ist im Rahmen einer grundsätzlichen Kapitalismuskritik immer wieder von Gier die Rede. Ich finde dabei weniger die Gier entscheidend, weil ich glaube, dass dahinter eher eine unscheinbare Angst steht, nicht hintenanstehen zu wollen – bedingt durch ein Konkurrenzdenken, das nur Wachstum als Maßstab kennt.

Mein Fazit aus der „Vulkankrise“ ist weitreichender: Stillstand ist Rückschritt? Innehalten wäre ein Anfang.

Die Kunst, ein Opfer der Kunst

Beim Leesen eines Artikels auf zeit.de bin ich auf Jonathan Meese aufmerksam gemacht worden, bei dem ich zunächst an eine Vereinigung von Helge Schneider und Jonathan Davis denken musste. Seine Vision einer Diktatur der Kunst, in der es niemals Opfer gäbe, stellt er in einen Gegensatz zur „Menschenmachtsrealität“. Ich glaube aber, dass er das Kindische überhöht: Er küsst Heidegger lieber, als dass er ihn liest, kritzelt in Büchern rum und erklärt, es sei weder Assoziation noch Improvisation, was er tut… Wenn ichs recht begriffen habe, ist sein Leben für ihn ein andauerndes Spielen mit der Realität. Wenn man seiner Vision folgen würde, opferte man die Realität für die Diktatur der Kunst und aus „Alles ist Kunst“ würde dann ja logischerweise „Nichts ist Kunst“. Ich kann damit ja nicht so viel anfangen. Total wenig, um genau zu sein.

Brot

Beim Surfen habe ich gerade einen nettes Video gefunden: Making No-Knead Bread. Der Hinweis darauf fand sich auf indexhibit.org, klang auch ganz interessant, aber ich hab kein Linux installiert, also werde ich mit schmutzigen URLs leben müssen. Auf indexhibit.org bin ich gestoßen, weil ich auf dieser kleinen Seite ein amüsantes Schriftartensuchspiel gestartet habe. (Das hat mich schwer an Prokrastination erinnert.) Hingeführt wurde ich von typophile.com. Dort war ich wegen eines Forenhinweises zu einem Telepolis-Artikel: Digital ist besser – oder doch nicht? Geklickt hab ich auf den Artikel, weil mich das Thema rund um die Zukunft des Buches sehr interessiert. Was das Ganze mit Brot nunmehr zu tun hat, weiß ich auch nicht, außer dass die Verknüpfungen selbst in Zukunft vielleicht die inhaltlich sinngebenden Zusammenhänge darstellen werden: As We May Think.

Reale Virtualität

Wollte nur mal eben schnell auf das schon seit Wochen durchs Netz schwirrende Aufklärungs-Video, veröffentlicht von WikiLeaks.org, Bezug nehmen: Collateral Murder. Wenngleich ich ohne Frage zustimme, dass unabhängige Medien wichtig sind, so will ich doch darauf hinweisen, was ich vor über einem Jahr bezüglich Call of Duty 4 geschrieben habe:

Die Grenzen zwischen virtuell und real verschwimmen, wenn die einzige Unterscheidungsmöglichkeit die Quelle wird, woher wir die Bilder empfangen.

WikiLeaks funktioniert ja nur dadurch, dass die Informanten anonym bleiben, wie man im Disclaimer nachlesen kann. Das ist ja nicht nur gut sondern auch notwendig für einen Journalismus, der eine Alternative zu den etablierten und womöglich schon zu sehr eingeschliffenen Medien sein will. Allerdings bleibt dann die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Quelle unbeantwortbar, es sei denn, man begnügt sich mit WikiLeaks als Quelle der Glaubwürdigkeit. Es wird eben nur dann gefährlich, wenn man die Informationen nicht eindeutig als virtuell oder real bestimmen kann.

Despair

Auch wenn mir die Selbstinszenierung von The Mars Volta in jüngster Zeit nicht mehr sehr zusagt, wollte ich doch mal auf eine Seite hinweisen, auf der recht gute Musik zu finden ist: http://rodriguezlopezproductions.com/. Achtung, nicht erschrecken! (iPhone-Benutzer dürften ‚Glück‘ haben. – Wird „iPhone“ am Satzanfang eigentlich groß oder klein geschrieben? – Das ist zum Verzweifeln…) Neben ruhigerer Gesangs- und Gitarrenmusik und rockiger Instrumentalmusik ist dort auch ein etwas verunsicherndes Album anzuhören: Despair. Die Liedtitel sind allesamt Rainer Werner Fassbenders Filmen entliehen, musikalisch kann ich sie aber nicht sinnvoll unterscheiden – ok, ich hab nicht alle durchgehört… Auf jeden Fall krass.

Fast so krass, wie das Storybook zu De-Loused in Comatorium, dem ersten Longplayer von The Mars Volta, das den Selbstmord eines Freundes zu verarbeiten sucht und mit folgenden Sätzen beginnt:

Cerpin taxt stood high above the wobbling miscarriage of oncoming traffic, he was weak in the knees. Blackened out of synch knew his time here would soon end with an internal hemorrhaging made aware by the animonstrosity of his frankenstatue presence. No longer would he carry on his shoulders the weight of passion.

Ich finde ja, dass das eine unnötig aufgeblähte Sprache ist, zumindest klingt meine deutsche (rudimentäre Schulenglisch-, Wörterbuch-) Übersetzung so:

Cerpin taxt stand hoch über der wabernden Fehlgeburt des aufkommenden Verkehrs, schwach in seinen Knien. Ungleich verdunkelt wusste er, dass seine Zeit hier bald mit einem inneren Ausbluten enden würde, dessen er durch die Auswüchse seiner frankensteinernen Präsenz gewahr wurde. Nicht mehr länger würde er die Last seiner Passion auf seinen Schultern tragen.

Ok, mag man anders und besser übersetzen können, aber das allein fiel mir schon sauschwer. Und ich frage mich halt, warum man es den Lesern so schwer machen muss. Da ist die Grenze zwischen Geschichtenerzählung und Selbstdarstellung am Verschwimmen. Wenngleich ich die Musik von The Mars Volta schon seit der ersten LP mochte und ich es beeindruckend finde, wie kunstvoll dieses Konzeptalbum arrangiert wurde: Verzweifelte Geschichten kann man besser erzählen. Aber vielleicht gehört das Leiden einfach zum Verstehen dazu…

PS: Es macht Freude, das hier mit Kopfhörern zu hören: A Manual Dexterity: Soundtrack Volume One.

PPS: Vielleicht interessiert hier auch der Hinweis auf einen Film von Omar Rodriguez Lopez: The Sentimental Engine Slayer. Und in Fanboy-Manier gleich ein weiterer Link mit einem Interview hinterher: Q&A with Omar Rodriguez-Lopez.

Die Kunst des Ausklangs

Nachdem ich vor Kurzem erst seit Langem mal wieder im Kino war, bin ich vor noch Kürzerem noch mal wieder hingegangen. Diesmal nicht nach Lich sondern ins Gießener Kinocenter, da lief am Montag Abend Programmkino. Genauer gesagt lief „Die Kunst des Ausklangs„. Ein japanischer Film, der sich mit den japanischen Bestattungsritualen auseinandersetzt. Diese Filmkritik hab ich dazu gefunden:

„Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ ragt in genau einer Hinsicht heraus: In der filmischen Darstellung eines traditionellen japanischen Bestattungsrituals.  […] Abgesehen von dem originellen und genauen Blick auf die Rituale um Tod und Trauer bewegt sich die Geschichte auf ausgetretenen Pfaden. […] Mit Abstand am schwächsten ist „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ allerdings immer dann, wenn er witzig sein soll. Die Pointen wirken gesucht, die Erzählweise verkrampft und Masahiro Motoki als Daigo grimassiert als wäre er zwei Rupert Grints. (nachlesen auf filmstart.de)

Ich stimme dem weitestgehend zu, finde aber, dass man die Sache mit dem schlecht dargestellten humoristischen Sezenen relativieren muss. Im ganzen Film hatte ich den Eindruck, dass alles, was irgendwie an emotionalen Regungen dargestellt wird, völlig übertrieben unnatürlich ist. Ich vermute, dass das was mit japanischer Erzähltradition zu tun hat:

Synästhetische Übertragungen sind ein poetisches Stilmittel, wie sie häufig in japanischen Gedichten, insbesondere im haiku zu finden sind. Sie sind jedoch auch wichtig in der Text-Bildrelation, etwa den so genannten Bildrollen (emakimono), oder sie dienen der Konstruktion von emotionalen Bildern, etwa in der von Musik begleiteten biwa-hôshi-Erzähltradition. (nachlesen auf gjf.de)

Aber ich weiß es nicht.

BookCrossing

Gestern Mittag habe ich mich bei strahlendem Sonnenschein auf die Promenade vorm Uni Hauptgebäude gefletzt, um ein wenig in der Öffentlichkeit zu lesen. Als ich wieder genügend Unruhe in mir hatte, stand ich von der Bank auf und wollte gerade zu meinem Fahrrad, als ich unweit von mir in einer Klarsichtplastiktüte ein Buch entdeckte: „Der Ausbrecher“ von George Simenon. Auf dem Buch klebte ein Zettel, der einen einlud, das Buch mitzunehmen, zu lesen und auf ähnliche Weise an einer anderen öffentlichen Stelle zu hinterlassen. BookCrossing nennt sich das Projekt. So kann man denn auch auf der Seite etwas über denjenigen erfahren, der das Buch hinterlassen hat, wenn man selbst oder derjenige es denn will. Oder aber man hinterlässt selbst eine Makierung, wo man das Buch gefunden und wieder freigesetzt hat. Ich musste bei dieser Idee irgendwie sofort an ‚Geocashing‚ denken. Das ist ja irgendwie das Gleiche nur umgedreht: Beim Geocaching steht das Suchen im Vordergrund, bei BookCrossing das Finden. Aber bei beidem gibt es ein Interesse daran, dass man das Such- bzw. Finde-Erlebnis mit anderen via Internetplattform ungezwungen teilt.

Jedenfalls finde ich die Idee nett und da ich Freitag in der Schule eine exemplarische Buchvorstellung machen möchte, scheint sich das geradezu anzubieten.

The Beggar’s Opera

Gestern habe ich ein Theaterstück besucht: The Beggar’s Opera. Das Stück von John Gay war wirklich gut, das Publikum war von Anfang eingebunden; schon bevor es eigentlich los ging, hat es so ein Bettler tatsächlich geschafft, mir ein Hintergrundheft für 3 „Schilling“ aufzuschwatzen, alles auf Englisch – das Aufschwatzen meine ich, das Heft war in Deutsch verfasst und da die ganze Veranstaltung aus studentischen Seminaren hervorging, waren diese Beiträge quasi so etwas wie Hausarbeiten. (Der Bettler war übrigens einer der Seminarleiter und ist ein guter Freund von mir.)  Das Heft war dann tatsächlich auch sehr informativ, schließlich ist der Hintergrund mit der so genannten Südseeblase, einer der ersten Börsencrashs, wichtig, um die Handlung einordnen zu können. Brechts Dreigroschenoper nahm The Beggar’s Opera übrigens als Vorlage und passend dazu folgte im Jahr nach der Uraufführung dann mit dem Schwarzen Donnerstag eine Art Wiederholung der Geschichte. Im eigentlichen Stück, das muss ich zugeben, habe ich übrigens nur die Hälfte gefühlt verstanden, von dem alten, stellenweise deutschakzentuierten Englisch, das die Schauspieler beherrschten. Und langsam war ich auch noch. Das ist dann immer doof, wenn man über nen Witz lacht, wenn das Stück schon fünf Sätze weiter ist…. Aber so manch anderem im Publikum gings genauso.

PS: Nachher hat mich dann der Bettler auf einen Falafel eingeladen.

Die Fremde

Ich komme gerade aus einem guten Film: Die Fremde. (Gesehen im Traumstern-Kino in Lich, das ich seit etwa fünf Jahren irgendwie vergessen habe.) Neben den durchweg überzeugenden Schauspielern – sogar der kleine Junge hat mich überzeugt, wenngleich manche seiner Wortbeiträge schon sehr gewählt waren – hat mir besonders die Musik gefallen. Aber es ist natürlich klar, dass die Sache mit der Ehre kein allein türkisches Problem ist. Trotzdem hatte man einen das Gefühl, eine ehrliche Geschichte zu erleben.

Für mich auf jeden Fall Grund genug, öfter ins Traumstern-Kino zu gehen. Außerdem haben die da ein tolles afrikanisches Restauraunt dran angeschlossen…