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Cave KI-nem

Ich gebe zu, der Titel ist ein wenig bemüht. Aber seht selbst: „Das größte Risiko für unsere Zivilisation“: Elon Musk warnt erneut vor KI. Ich empfehle, es sich vom Computer vorlesen zu lassen. Unterstreicht das ganze Szenario.

Das erinnert mich daran, dass man der Sprachausgabe von Windows 98 Wissenbacher Platt beibringen konnte. Die amerikanische Computerstimme hat nämlich das R gerollt wie in Barnarne. Man musste sich halt an der englischen Aussprache orientieren: Deetr, wool dou a brutwoasht or a currywoasht ho? Aich danga, aich nam a brutwoasht mit currysoase.

So ungefähr jedenfalls, hab die Originaldatei mal unter erhaltenswertem Unfug gespeichert und verloren. Ein intelligentes OS, das mich kennt, hätte sie aufgehoben und sofort parat. Und den Blogeintrag für mich geschrieben. Ohne dass ich überhaupt auf die Idee gekommen wäre.

Sowieso glaube ich, dass das eigentliche Problem ist, dass wir gar keine klar umrissene Vorstellung von Künstlicher Intelligenz haben. Für die einen ist das eine einfache Weiterentwicklung im Rahmen technologischer Möglichkeiten, die dem Menschen zunehmend (lästige) Denkprozesse abnimmt, für die anderen ist es die Erschaffung eines eigenständigen Bewusstseins auf technologischer Basis. Also so von wegen „Hey, ich bin anders als du, Mensch, deshalb erkenne ich mein eigene Identität in Abgrenzung zu dir.“ Zauberwort bei jedem Gespräch darüber, egal welche Vorstellung nun zu Grunde liegt, ist: Algorithmen. Vorsicht, wenn das jemand benutzt, inklusive mir, denn meistens sind mit diesem Wort ominös irgendwelche Fähigkeiten, Entwicklungsmöglichkeiten und damit einhergehende Gefahren technologischer Entwicklung gemeint. Also eigentlich ein Eingeständnis, dass ich das, was geschieht, vom Menschen geschaffen, nicht mehr wirklich verstehe.

Leider gibt der heise-Artikel nicht her, wovor nun genau Elon Musk warnt. Vielleicht sieht er auch nur seine Felle davon schwimmen und will durch strengere Regelungen bei der Erforschung von KI Boden wiedergutmachen. Oder er hat die Zukunft gesichtet und warnt wie Cassandra vor dem Unaufhaltsamen. Vielleicht hat er aber auch gemerkt, dass es die Menschen in ihrem Wesen verändert, je mehr ihnen von Maschinen abgenommen wird.

Mir kam neulich auf einem Tex-Konzert in Bad Nauheim der Gedanke, als einige Menschen mit ihren Telefonen Fotos machten, dass man sich ja selbst gar nicht mehr an den Moment erinnern muss, wenn die Maschine beim Speichern hilft.

Im Film Her schreibt der Protagonist beruflich sehr persönliche, einfühlsame Briefe für seine Auftraggeber. Die unausgesprochene These scheint zu sein: Die Menschen verlernen den emotionalen Umgang miteinander durch die Art, wie Technologie unser Kommunikation verändert. (In Her verliebt sich der Protagonist in sein neues OS. Das Thema des Films ist in meinen Augen, wie man sich selbst findet und dass man dafür ein Gegenüber zur Auseinandersetzung braucht.)

Jedenfalls finde ich, dass die entscheidenden Fragen sind, wenn man sich mit dem Thema KI auseinandersetzt: Was macht uns Menschen aus? Was unterscheidet uns im Wesen von Maschinen? Sind Emotionen Folgen von komplexen Algorithmen? (Obacht!) Träumen Androiden von elektrischen Schafen? Wer sind wir?

Ich empfehle, Ridley Scotts Filme mit diesen Fragestellungen anzusehen. Ich denke dabei gerade an Alien, Blade Runner, Prometheus, Alien: Covenant.

Naja, vielleicht ist das ja alles Panikmache oder Hysterie. Ich empfinde es jedenfalls derzeit so, dass die Menschheit sich von ihrer Natur entfremdet anstatt sich ihr zuzuwenden. Vielleicht ist das aber gar nicht so sondern eher ein Wahrnehmungstrick, weil ich mich vermehrt mittels Maschinen informiere und damit ein verfälschtes Bild von öffentlicher Meinung entsteht. Krass, was Maschinen/Algorithmen schon so können:

Es ist vielleicht so, dass wir mit Google oder Alexa oder Siri oder Cortana schon sowas wie eine Künstliche Intelligenz am Erschaffen sind. Stichwort: Netzwerke&Co. Keine Ahnung. Skepsis hilft etwas, hab ich geleesen.

Nur der Skeptiker ist wirklich offen für Neues.

Nachtrag am 21.7.:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kuenstliche-Intelligenz-Was-denkt-sich-eine-KI-3778547.html

Nachtrag am 24.7.:
Mir ist noch Olimpia aus „Der Sandmann“ eingefallen, der von den Göttern geschickte Nathanaels Professor konstruierte Automatenmensch:
Automatenmenschen, Monster, Puppen: Streifzug durch die Literatur
Olimpia ist von einem Menschen nicht zu unterscheiden. Einzig ihre Augen zeigen, dass sie kein Mensch ist, ihr die Seele fehlt. Sie ist ähnlich der schönen Pandora, die laut der Überlieferung der Prometheussage von den Göttern konstruiert wurde, um Epimetheus zu täuschen und Übel über die Menschheit zu bringen.

Ähnlich wie David, der Android in Prometheus: Dunkle Zeichen und Alien: Covenant:

Er scheint auch eine Pandora zu sein, auf die zwar nicht Epimetheus aber die Menschen reinfallen. Und gleichzeitig ist er auch die Büchse der Pandora selbst, die die Menschheit konstruiert hat, da er selbst alles mögliche Übel ‚erschafft‘, nachdem er von seinem Schöpfer den Auftrag erhält: „Steigere dich.“ Vielleicht ist diese Gier aber auch die eigentliche Büchse der Pandora. Kann ein Android gierig sein? Hat das eigentlich noch mit dem Thema zu tun? #wirr