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Aus den Aufzeichnungen: Gedanken zur Entwicklung

Folgende kurze Zeilen sind nicht von mir – ich habe sie Aufzeichnungen entnommen, die mir neulich durch einen Zufall in die Hände gefallen sind. Ich stelle hier zunächst nur einen kurzen Ausschnitt vor, der, wie ich finde, in sich geschlossen wirkt. Das Problem ist nämlich, dass innerhalb der Aufzeichnung kein wirklicher Zusammenhang zu erkennen ist – eben dadurch, dass viele Gedanken wahllos aneinandergereit scheinen, beinahe wie in einem Tagebuch. Dennoch ist durch alle Texte hindurch eine unbestimmbare Kontinuität erkennbar, die berechtigen, unten Stehendes als einen Ausschnitt zu bezeichnen.

Gedanken zur Entwicklung

Wenn es nun aber eine Evolution gibt – und die Frage lautet eher, welche Bedeutung damit verknüpft ist … –  wenn es nun aber eine Entwicklung gibt, deren Antrieb der Zufall, deren Zweck, Ziel und Sinn der Fortschritt ist, dann muss man mir erklären, warum sie genauso und in diese Richtung stattfindet (also: warum der Fortschritt der Sinn der Entwicklung ist). Was treibt Materie (oder besser: das, was man allgemein hin damit bezeichnet) dazu an, dass sie einen Geist, ein Bewusstsein, erschafft, der sie selbst in Frage stellt? Oder sollte ‚Geist‘ tatsächlich nur ein überaus komplexes synaptisches Netzwerk sein? – Ein Netzwerk, welches sich urplötzlich durch Vorstellungskraft, also durch konstruierte Wahrnehmung, entschließt zu bemerken: „Hoppla, ‚ich‘ bin ja mehr als die Summe und das Zusammenspiel von Wahrnehmung!“? .. Dieses ‚Ich‘-Erkennen ist an und für sich der beste Hinweis darauf, dass es gerechtfertigt ist, von den beiden Begriffen Materie und Geist auszugehen – zumindest,  solange wir keine besseren haben.
Nun aber zu meinem Punkt: Ich glaube, dass es zu der sich selbst bewussten Materie mehr braucht als nur Materie. Ich glaube fest daran, dass es dazu ein göttliches Wort gebraucht hat. Der Zufall kennt schließlich keine Richtung.
Man könnte hier natürlich entgegenhalten, dass wir jetzt, da wir zurückblicken können auf Jahrzehnte, Jahrtausende, Jahrmillionen von materieller und kultureller Entwicklung, die Richtung erst dadurch definieren. Allerdings müsste es schon ein argwilliger Zufall sein, der sich selbst ein Bewusstsein schafft, das im Grunde genommen nur die Wahl hat, ihn in Frage zu stellen oder als Alternative selbst sinnlos zu sein.
Kouska hat bereits in faszinierender Weise ausgeführt, dass entweder die Wahrscheinlichkeitstheorie selbst  falsch sein muss oder es gibt keine gelebte Welt mit dem Menschen als bewusstseinschaffende Kreatur. Anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit meiner Existenz ist statistisch betrachtet so gering, dass sie mathematisch als unmöglich bezeichnet werden muss. Wenn es aber unmöglich ist und ich trotzdem bin, dann gibt es einen Widerspruch, der sich nur in Sinn auflösen kann, indem sich alles in der Bedeutungslosigkeit verliert. Und dagegen glaube ich.

Ich empfinde diese kurzen wenn auch gelegentlich holprig dargelegten Gedankengänge als interessant; wenngleich man das Gefühl hat, dass der Autor an der ein oder anderen Stelle sehr springt und man irgendwie mehr von ihm wissen möchte, um zu verstehen, was er meint, so wirken sie gerade dadurch echt, dass vielleicht eben keine klare Linie zu erkennen ist, wie es beispielsweise bei einem Aufsatz üblich ist, der sich an einen konkreten Leser richtet. Worauf sich der Autor bezieht, wenn gegen Ende von den Ausführungen Kouskas die Rede ist, blieb mir bislang verborgen. Sein Anliegen wird dennoch deutlich, denke ich. Ich habe den Zeilen, da der Verfasser selbst es versäumte, ihnen einen Titel zu geben – vielleicht empfand er es in seiner Situation als unnötig –, eigenmächtig diesen Namen gegeben. Zwar weiß ich nicht, ob er damit einverstanden gewesen wäre, aber so ganz nackt wollte ich die Gedanken dann doch nicht hier stehen lassen.