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2 Suchergebnisse für "dystopie"

District 9

Hab gestern den viel gelobten Film District 9 gesehen. Das Einzige, was mir gefallen hat, war, dass die Apartheid und die damit verbunden Zwangsumsiedlung von Schwarzen thematisiert wurde. Darüber hinaus war die Geschichte doch irgendwie schwach. Die Hauptfigur (der Mutant) war wenig nachvollziehbar, weil er zunächst feige und opportunistisch, dann mutig und entschlossen (bei der Stürmung der MNU-Zentrale) und dann wieder feige, als er seinen Alien-Freund im Stich lässt und dann wieder doch nicht, weil er sich für das Gute entscheidet und bereit ist, heldenhaft zu sterben. Die Einsicht des Charakters, wie richtiges Handeln ausschaut, findet also zwei Mal statt und das ist doch wenig glaubwürdig. Abgesehen davon war die Kamera zu Beginn im Live-Doku-Style, später dann immer noch ein bisschen, ohne dass es eine Dokumentation sein konnte. Und schließlich macht es keinen Sinn, dass die Aliens einersteits ein bisschen als führungsloser Arbeiterstaat – wie Ameisen oder Bienen, nur eben ohne Schwarmintelligenz – dargestellt werden, (vermutlich um die Selbstaufgabe im Slum-Leben und die Nichtbenutzung der Alien-Waffen zu rechtfertigen,) andererseits aber individuelle Charaktere sein sollen, die alles für ihren Nachwuchs tun und über einen langen Zeitraum an einem Fluchtplan tüfteln.

Aber vielleicht war ich auch nach bestandenem 2. Staatsexamen einfach nicht in Stimmung, einen Dystopie-Film zu schauen.

Wenn mehr Möglichkeiten weniger Freiheit bedeuten

Mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten steigen die Freiräume des Einzelnen. … – Weit gefehlt: Neulich berichtete ein Ausbilder im Studienseminar, dass es noch vor rund zehn Jahren üblich gewesen sei, die schriftliche Unterrichtsvorbereitung in ausgedruckter Form morgens vor der Unterrichtsstunde vom Referendar in die Hand gedrückt zu bekommen. Heute ist es üblich, dass wir LiV (=Lehrkfräfte im Vorbereitungsdienst) am Vortag abends den Entwurf dem Ausbilder zumailen, in der Regel bis 18h. Wenn ich das Lernverhalten meiner Schüler und auch mein eigenes beobachte, schließe ich daraus, dass es früher viele Referendare gab, die eine durchgemachte Nacht hinter sich hatten, um morgens den Entwurf frisch ausgedruckt mit in die Schule bringen zu können. Das ist im heutigen Ausbildungssystem nicht mehr möglich. Ausnahmsweise hat das mal nichts mit der Reform des Systems, sprich: der Modularisierung zu tun, sonder mit der „Reform“ der Kommunikationsmöglichkeiten.

Das ist ausnahmsweise mal kein Gejammer, ich will weniger wertend diesen oder jenen Zustand bevorzugt darstellen. Es ist aber bemerkenswert, dass auf nahezu selbstverständliche Weise durch den Zuwachs an Möglichkeiten die Selbstbestimmtheit verloren geht.

Gestern erzählte mir ein Freund eine amüsante Geschichte: Ein Jugendlicher sei auf ihn zu gekommen und sagte, er brauche Hilfe beim Schreiben seines Praktikumsberichts. Das heiße, formuliert sei er schon, er müsse aber noch ins „Internet geschrieben“  werden. … – Als er das erzählte, dachte ich zu aller erst, dessen Schule habe ein Online-System entwickelt, um Praktikumsberichte „praktischerweise“ einfacher darzustellen. Dann dachte ich, dass man das bestimmt nutzen könne, um im Stil von Blogeinträgen die Schüler in Zukunft zu Tagesberichten zu veranlassen. Ich dachte an die Praktikumsberichte, die ich bislang geschrieben hatte und vor allem, wie ich diese geschrieben hatte, und bekam eine leichte Dystopie-Blässe  im Gesicht. Besagter Freund spannte mich glücklicherweise nicht länger auf die Folter und offenbarte mir, dass für den Jugendlichen die Begriffe „Computer“ und „Internet“ dasselbe bedeutet hätten und er einfach den Bericht digitalisieren wollte. … Da bin ich noch mal mit dem Schrecken davongekommen.

Aber wer weiß, toll wärs schon, wenn man als Lehrer mal sehen könnte, zu welcher Uhrzeit die Schüler ihre Hausaufgaben machen. „Aufsatz veröffentlicht von Artur am 10.01.2017 um 07:22 Uhr in der Kategorie ‚Erörterungen‘ “ Mann, das wäre ein Machtzuwachs. – Solange die Schüler nicht mitbekommen, wann ich meinen Unterricht vorbereite…

PS: Wer hier was Philosophischeres erwartet hat, muss zwischen den Zeilen lesen. Mein Verständnis von „Freiheit“ hat übrigens wenig mit „Freiräumen“ zu tun…

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