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Der Prinz aus Simbabwe

Als ich vorhin diesen Artikel von Johannes Dietrich auf FR-Online (vgl. spiegel.de) las, musste ich sofort an einen der besten Filme aller Zeiten denken: Coming to America. (Mir gefallen die Szenen im Friseurladen besonders darin.) Eddi Murphy geht darin in der deutschen Version als „Der Prinz aus Zamunda“ auf Reisen in die USA/New York, um seine Frau fürs Leben zu finden. Die gesamte Geschichte ist vielleicht am besten als modernes Märchen zu beschreiben. Viele bedeutungsschwere Allegorien sind dabei untergebracht (bspw. heißt dieses Haarmittel „SoulGlo“), die vor allem thematisieren, dass es nicht auf die äußere Pompösität ankommt, sondern irgendwas tief im Innern eines Menschen sein muss, das zu finden es lohnt.
Jedenfalls ist das Königreich in Zamunda angelegt auf die ausufernden Herrschaftsverhältnisse, wie sie im europäischen Absolutismus normal waren. (Das wird übrigens herrlich auf die Schippe genommen, als zu Beginn die Königsfamilie am Bankett „frühstückt“.) Während im Film niemand ein Problem mit dem Herrscher von Zamunda zu haben scheint und dem Prinzen sogar im Madison Square Garden ein Untertan begegnet, der vor Ehrfurcht fast in Ohnmacht fällt (allerdings wird im ganzen Film so gut wie nichts über Zamundas Bevölkerung gesagt), scheint die Situation im realen Simbabwe etwas anders gelagert zu sein: Dem „Präsidenten“ fehlt das nötige Geld, um seine Untertanen in den Genuss eines wahrhaft absoluten Lebens kommen zu lassen. Glücklicherweise gilt das nicht für Mugabe selbst:

Man wird es den Verantwortlichen verzeihen müssen. Eine Viertel Million US-Dollar in einem Land aufzutreiben, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung vom Hungertod bedroht ist und sich die Städte kein Chlor zu Reinigung des Trinkwassers mehr leisten können, ist kein Pappenstiel. Deshalb brauchte die simbabwische Zanu-PF-Partei auch etwas länger, um das Geld für die Geburtstagsparty Präsidenten Robert Mugabe aufzubringen.

Der war bereits am 21. Februar 85 Jahre alt geworden, doch erst als ein berüchtigter Geschäftsmann und Vetter des Jubilars noch schnell 140 000 US-Dollar in den Hut warf, konnte mit der Bestellung begonnen werden: 2000 Flaschen Champagner, 8000 Hummer, 100 Kilogramm Krabben, 4000 Portionen Kaviar, 3000 Enten sowie ein Geburtstagkuchen, der allein 85 Kilo wog. So konnte mit einwöchiger Verspätung am Samstag zum „glücklichsten Tag der simbabwischen Nation“ (die Organisatoren) steigen, 5000 Parteifunktionäre waren dazu geladen.

In Coming to America gibts ein Happy Ending in Zamunda: Der Prinz heiratet die wahrhaft innere (und äußere) Schöne, die ihrerseits nicht auf den Seelenglanz-Typen reinfällt. – Wie es in Simbabwe ausgeht, ist trotz jüngester Zuversichtsmeldungen ungewiss. An dem Leid der Bevölkerung Simbabwes jedenfalls wird sich die Zukunft dieses Landes und seines Königs entscheiden.