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Glückseligkeitsfilter

Ist es möglich, dass wir durch Konsum und Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken, auch unbewusst, in einen Glückseligkeits-Wettbewerb von Lebensentwürfen geraten, der wenig resiliente Menschen unglücklich macht?

Mal schauen, ob Kant was dazu zu sagen hat:

Das menschliche Leben, auch das geschichtliche, ist nicht auf Glückseligkeit als höchstes Ziel eingestellt, wenn auch von Natur aus jeder nach Glückseligkeit strebt. […] „Der Begriff der Glückseligkeit ist nicht ein solcher, den der Mensch etwa von seinen Instinkten abstrahiert und so aus der Tierheit in ihm selbst hernimmt, sondern ist eine bloße Idee eines Zustandes, welcher er den letzteren unter bloß empirischen Bedingungen (welches unmöglich ist) adäquat machen will. Er entwirft sie sich selbst, und zwar auf so verschiedene Art durch seinen mit der Einbildungskraft und den Sinnen verwickelten Verstand, er ändert sogar diesen so oft, daß die Natur, wenn sie auch seiner Willkür gänzlich unterworfen wäre, doch schlechterdings kein bestimmtes allgemeines und festes Gesetz annehmen könnte, um mit diesem schwankenden Begriff und so mit dem Zweck, den jeder sich willkürlicherweise vorsetzt, übereinzustimmen. Aber selbst, wenn wir entweder diesen auf das wahrhafte Naturbedürfnis, worin unsere Gattung durchgängig mit sich übereinstimmt, herabsetzen, oder anderseits die Geschicklichkeit, sich eingebildete Zwecke zu verschaffen, noch so hoch steigern wollten: so würde doch, was der Mensch unter Glückseligkeit versteht, und was in der Tat sein eigener letzter Naturzweck (nicht Zweck der Freiheit) ist, von ihm nie erreicht werden; denn seine Natur ist nicht von der Art, irgendwo im Besitze und Genüsse aufzuhören und befriedigt zu werden.“
(Kant-Lexikon)

Ich finde Kant ja ziemlich anstrengend zu lesen. Alexander meinte mal, er hätte sich in seinen Hauptwerken auch deutlich kürzer fassen können. Jedenfalls verstehe ich Kant so, als wäre Glückseligkeit kein Zustand sondern das Streben danach.

Soziale Netzwerke neigen dazu, Zustände abzubilden. Also bspw. Bilder mit Glückseligkeitsfilter. Vielleicht müssten die mal eher das Streben nach diesem Zustand abbilden lernen. Dann könnte es sein, dass man merkt, dass man eigentlich was anderes sucht.